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Wasserstoff – grünes Gas für Bremerhaven

Zeichnung Elektrolysetestfeld

Erneuerbare Energien und entsprechende Technologien zur Gewinnung sind ein zentrales, gesellschaftspolitisches Thema. Derzeit werden anwendungsorientierte Möglichkeiten regional identifiziert. In Norddeutschland hat die Windkraft ein erhebliches Ausbaupotential. Schwierig ist, dass das Energieaufkommen und der Energiebedarf zeitlich auseinanderfallen. Bisher kann regenerativer Strom daher häufig nicht genutzt werden, da dieser aufgrund von Netzengpässen nur begrenzt umverteilt werden kann.

Wasserstoff als ökologischer und ökonomischer Faktor

Lidar Windmessboje

Wasserstoff spielt als Speichermöglichkeit von gewonnener grüner Windenergie für Norddeutschland und das Land Bremen eine wesentliche Rolle. Der aus Windenergie gewonnene grüne Strom soll durch Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt werden. Auf diese Weise kann der so gewonnene Wasserstoff als Energiespeichermedium genutzt werden und die gespeicherte Energie kann an einem anderen Ort und/oder zu einer anderen Zeit genutzt werden.

Im Mai 2019 wurden die Eckpunkte einer Norddeutschen Wasserstoff-Strategie von der Konferenz der Norddeutschen Länder (KND) verabschiedet. Gemeinsam haben die Norddeutschen Länder festgestellt, dass der Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft […] nicht nur eine bedeutende ökologische (Energiewende, Klimaschutz, Luftreinhaltung, Lärmminderung), sondern auch eine ökonomische (Wertschöpfung, Standortsicherung, Unternehmensgewinne, Steuereinnahmen) und soziale Dimension (Arbeitsplätze) hat. Ein Ausbau der Wasserstoffwirtschaft kann deshalb als Beispiel für eine Green Economy sowie eine ganzheitliche Umsetzung der Energiewende gelten und leistet somit einen Beitrag zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele. Weiter wird formuliert, dass die norddeutschen Länder […] ihre günstigen Standortbedingungen nutzen und daraus einen komparativen Standortvorteil für Norddeutschland generieren wollen, indem sie jetzt den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft initiieren. Ziel dabei soll sein, eine führende Region mit vollständiger Wertschöpfungskette einer grünen Wasserstoffwirtschaft zu etablieren und zu festigen und bis 2025 erste sichtbare Schritte beim Aufbau, insbesondere in den Bereichen Akteursvernetzung, Aufbau von technischen Anlagen sowie Fortschritte bei wettbewerbsfähigen Geschäftsmodellen zu erreichen.

Derzeit ist die Wasserstofftechnologie noch nicht erfolgreich am Markt etabliert. Dies liegt zum einen an sehr hohen Investitions- und Betriebskosten und zum anderen an den ebenfalls hohen Umrüstungskosten auf der Nutzerseite. Ganzheitliche Modellversuche (Produktion, Verteilung, Nutzung) der Wasserstoffwirtschaft sollen diesen Wirkungskreislauf durchbrechen und damit die realen Kosten für Herstellung, Verteilung und Nutzung von Wasserstoff mittelfristig senken.

Bremerhaven als Wasserstoffstandort

Die Offshore-Windenergiewirtschaft hat sich in den letzten Jahren trotz aller Turbulenzen in Bremerhaven etabliert, angesiedelt im südlichen Fischereihafen in Bremerhaven. Im wissenschaftlichen Bereich wird seit 2009 das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IIWES mit dem Rotorblattkompetenzzentrum und dem Gondelprüfstand (DynaLab) aufgebaut. Darüber hinaus ist die Hochschule Bremerhaven mit dem Institut für Windenergie (fk-wind) ebenfalls im Bereich der Windenergieforschung und der Anwendung von grünem Wasserstoff tätig.

Vor diesem Hintergrund ist das Thema Speicherung von Windenergie durch Wasserstoff am Standort Bremerhaven die konsequente Weiterentwicklung. Bremerhaven soll ein Kompetenzzentrum für Wasserstoff werden und bei der Entwicklung eines neuen Wirtschaftszweiges eine wichtige Rolle einnehmen.

Der Bremer Senat hat sich zu dem Thema im Mai 2019 positioniert und sieht durch den Aufbau einer neuen Wertschöpfungskette im Bereich des grünen Wasserstoffes einen wichtigen strukturpolitischen Anreiz, der zu zusätzlichen Arbeitsplätzen führen kann. (BB Drs. 19/2191, S. 8). Auch im Koalitionsvertrag der 20. Wahlperiode der Bremischen Bürgerschaft 2019-2023 wird hervorgehoben, dass zur Erreichung der Klimaziele …Technologien wie Power-to-X und die Weiterentwicklung von Wasserstoff als Energieträger… eine wichtige Rolle spielen. Neben einem Fokus auf dem Mobilitätssektor (besonders ÖPNV, Schiffsverkehr und Bahn) soll …besonderes Augenmerk auf der Erzeugung von grünem Wasserstoff… liegen und für den Standort Bremerhaven explizit herausgestellt werden (Z. 927ff).

Testgebiet Fischereihafen und angrenzende Gebiete

Im Herbst 2018 hat der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen im Rahmen des EFRE Programms 2014-2020 bei der Hochschule Bremerhaven ein integrales Nutzungskonzept Grüner Wasserstoff (aus regenerativen Energien gewonnener Wasserstoff) für das Gebiet des Fischereihafen Bremerhaven und angrenzende Gebiete in Auftrag gegeben.

Untersuchungsgegenstand des Konzepts war es, ausgehend von den vorgegebenen Sachverhalten im definierten Gebiet Maßnahmen zur Produktion, Speicherung, Verteilung und Verwendung von Wasserstoff aufzuzeigen. Die Studie empfiehlt, ein modulares Elektrolyseursystem zur Produktion von grünem Wasserstoff schrittweise und in Abhängigkeit zu der sich entwickelnden Nachfrage aufzubauen. Infolgedessen hat das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES ein Konzept für ein Modellprojekt (Elektrolyse-Testfeld) erarbeitet. Parallel ist geplant, eine Studie bei der Hochschule Bremerhaven zu beauftragen, die verschiedene Fragestellungen der Anwendungsentwicklung beinhaltet.

Angestrebtes Ziel ist es Voraussetzungen zu schaffen, um das Areal des Fischereihafens Bremerhaven sukzessive auf die Nutzung von Wasserstoff umzustellen. Außerdem soll das angrenzende Gebiet des nachhaltig zu entwickelnden Gewerbegebietes Lune Delta von Anfang an auf die Nutzung von Wasserstoff ausgelegt werden.

Projekt auf der Webseite des WK
Pressemitteilung des Senats
Pressemitteilung des Senats zur Wasserstoff-Strategie

Hydrogen Lab Bremerhaven:

Start des Probebetriebs für Grünen Wasserstoff aus Windenergie

© Hauke Müller, Fraunhofer IWES
(v.l.) Dr.-Ing. David Wenger, Geschäftsführer Wenger Engineering GmbH, Kevin Schalk, Gruppenleiter HLB Fraunhofer IWES, Nora Denecke, Abteilungsleiterin Wasserstofflabore und Feldtests Fraunhofer IWES, Senatorin Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Freie Hansestadt Bremen, Prof. Andreas Reuter, Institutsleiter Fraunhofer IWES, Oberbürgermeister Melf Grantz, Stadt Bremerhaven

Senatorin Kristina Vogt und Oberbürgermeister Melf Grantz starteten gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme IWES den Probebetrieb am Hydrogen Lab Bremerhaven (HLB). Das Labor, das aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Bremen mit insgesamt 16 Mio. € gefördert wurde, konzentriert sich auf die Forschung zur Verbindung von Windenergieanlagen mit der elektrolytischen Wasserstofferzeugung.

Die Herstellung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse unter Verwendung von erneuerbarem Strom aus Wind und Sonne spielt eine entscheidende Rolle in der Energiewende. Das HLB beschleunigt die Integration von Wasserstofftechnologien in das Energie- und Wirtschaftssystem auf nationaler und internationaler Ebene. Die Testinfrastruktur ermöglicht Wissenschaftlern, aktuelle Fragen zu erforschen und Ergebnisse zu liefern, um das Potenzial dieser Technologie umfassend zu erschließen.

Senatorin Kristina Vogt betonte die führende Rolle Norddeutschlands, insbesondere Bremens und Bremerhavens, in der Wasserstofftechnologie. Das HLB stärkt die Position in der nationalen und internationalen Energie- und Wasserstoffbranche. Oberbürgermeister Melf Grantz sieht in dem Labor einen bedeutenden Schritt für eine nachhaltige Energiezukunft in Bremerhaven.

Das Hydrogen Lab Bremerhaven wird weltweit Maßstäbe setzen und ermöglicht Tests von wasserstofferzeugenden oder -verbrauchenden Anlagen. Das Projekt "Grünes Gas für Bremerhaven" wurde erfolgreich abgeschlossen, und es sind bereits Folgeprojekte in den Bereichen dezentrale Netze, alternative Kraftstoffe, Mobilität und Logistik, Offshore-Standorterkundung sowie Lebensmittelindustrie in Vorbereitung. Das HLB ist auch als assoziiertes Projekt im Norddeutschen Reallabor (NRL) eingebunden, einem Verbundprojekt mit 50 Partnern, die gemeinsam Wege zur Klimaneutralität erproben.